„Es ist einfach ein geiler Sport“

In ihrem Element: Skilangläuferin Lisa Lohmann (WSV Oberhof) während des Trainings auf den Höhen des Thüringer Waldes. Foto: Christian Heilwagen
In ihrem Element: Skilangläuferin Lisa Lohmann (WSV Oberhof) während des Trainings auf den Höhen des Thüringer Waldes. Foto: Christian Heilwagen

Mit ihren erst 23 Jahren hat sich Lisa Lohmann bereits in der Nationalmannschaft der deutschen Skilangläuferinnen etabliert. Mit dem Start beim FIS Coop Langlauf Weltcup (19. – 21. Januar) im heimischen Oberhof erfüllt sich die aufstrebende Athletin einen Kindheitstraum. Im Interview spricht sie über Träume und Ziele, ihre Heimat sowie ihre Leidenschaft zum Langlaufsport.

Erst am zurückliegenden Wochenende konntest Du die Tour de Ski und ihren fulminanten Schlussanstieg in Val di Fiemme erfolgreich meistern. Nach Rang 34 im Vorjahr kratzt Du nun bereits an den Top 20. Ein bemerkenswerter Trend. Wie fällt Dein persönliches Fazit aus?

Ich persönlich bin sehr zufrieden mit meiner Tour. Es war ja jetzt meine dritte Tour und da ist ein deutlicher Aufwärtstrend zu sehen. Gerade von den Einzelergebnissen wie der 17. Platz in Davos mit der neunten Tageszeit oder der 21. Platz in Toblach stimmen mich sehr positiv. Alpe Cermis ist jedes Jahr ein Highlight in positiver, aber auch negativer Hinsicht. Der Anstieg ist unheimlich anspruchsvoll. Umso glücklicher ist man, wenn man die Alpe erklommen hat und ins Ziel einläuft.

Seit den Olympischen Winterspielen 2022 scheint der Langlauf neuen Rückenwind erfahren zu haben. Die Leistungen im deutschen Team begeistern. Worin siehst Du die Basis des derzeitigen Erfolges und des herausragenden Teamgeistes?

Ich denke, jeder im Team trägt einen Teil zum Erfolg bei. Der Teamspirit ist deutlich gewachsen und jeder möchte von jedem profitieren. Das finde ich richtig gut. Wenn nun auch noch die Ergebnisse konstant gut sind, ist das natürlich umso besser und kann auch gerne so bleiben.

Speziell bei den Frauen hat sich in Thüringen ein starkes Team mit viel Potential gebildet. Neben Victoria Carl und Dir stehen mit Katherine Sauerbrey, Helen Hoffmann und Lara Dellit die Vorzeichen für den Stützpunkt Oberhof in den nächsten Jahren sehr positiv. Was ist aus Deiner Sicht ausschlaggebend für diesen Aufwärtstrend?

Wir haben in Thüringen tatsächlich ein sehr gut aufgestelltes Team – egal ob im Sprint- oder Distanzbereich. Wir trainieren fast alle das ganze Jahr zusammen. Von Vici Carl oder natürlich auch Katherine Sauerbrey kann ich mir so einiges abschauen und von ihnen lernen. Gerade Kate und ich ergänzen uns richtig gut und sind auch außerhalb des Leistungssports sehr gut befreundet. Neben dem Sport unternehmen wir auch viel in unserer Freizeit zusammen. Außerdem haben wir in Oberhof mit Abstand die besten Trainingsmöglichkeiten, die uns ganzjährig optimale Trainingsbedingungen bieten.

Dein großes Ziel lautet: Cortina 2026. Woher ziehst Du Deine Motivation, Dich Tag für Tag wieder sportlich zu quälen und auch Trainingsumfänge auf Dich zu nehmen, bei denen der Laie nur ungläubig die Augen rollen kann?

Meine Motivation für Cortina 2026 ist sehr groß. Da ich bereits einige Medaillen – zum Beispiel bei den Junioren-Weltmeisterschaften oder U23-Events – gewinnen konnte, bin ich mir sicher, dass mir der Sprung nach oben und in die Weltspitze gelingen kann. Das Potential ist auf jeden Fall da und deswegen heißt es immer fleißig dranbleiben. Da ich meine Ausbildung bei der Bundespolizei dieses Jahr erfolgreich abgeschlossen habe, bleibt mir jetzt auch nochmal um einiges mehr Zeit für den Sport.

Sowohl sportlich als auch privat hast Du in Thüringens Wintersporthochburg Deine Heimat gefunden. Was bedeutet es Dir, nun auch tatsächlich an einem heimischen Weltcup in der LOTTO Thüringen ARENA am Rennsteig teilzunehmen?

Ich träume schon mein Leben lang von einem Start beim Weltcup in meiner Heimatstadt Oberhof. Ich bin hier aufgewachsen und für mich gibt es auch keinen schöneren Ort als Oberhof. Man ist im Winter so viel unterwegs – umso schöner, wenn man einfach mal zuhause sein kann. Ich freue mich sehr, nächstes Wochenende hier in Oberhof an den Start zu gehen und meine bestmöglichen Leistungen abzurufen. Insbesondere freue ich mich beim Heimspiel auf die Staffel.

Jeden Herbst findet sich das deutsche Skilanglauf-Team beim zentralen Leistungstest in Oberhof zusammen. Neben euren Leistungen geht es dabei auch um die Zusammenkunft der „Skilanglauffamilie“, die nun auch beim Weltcup in den Fokus rückt. Hat Oberhof das Zeug dazu, im deutschen Langlauf auch zukünftig eine zentrale Rolle einzunehmen?

In meinen Augen hat Oberhof auf jeden Fall das Zeug dazu, im Langlauf eine wichtige Rolle zu spielen. Wir haben hier die perfekten Bedingungen um einen Langlauf-Weltcup auszutragen oder eventuell wieder eine Etappe bei der Tour de Ski. Wir haben jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst unsere leistungsdiagnostische Untersuchung samt Trainingslager in Oberhof. Hier können wir bereits auf Ski trainieren, was auch im Sommer eine wichtige Rolle für uns spielt und definitiv ein Privileg ist. Außerdem findet die Herbst-Leistungskontrolle bei uns statt. Die Kombination aus Skaten, Skirollern und dem klassischen Crosslauf ist jedes Jahr aufs Neue ein Highlight.

Was macht den Langlaufsport Deiner Meinung nach so besonders?

Die Vielseitigkeit. Das Wettkampfprogramm variiert vom Sprint bis hin zum 50 Kilometer Distanzrennen. Außerdem gibt es die klassische Technik und die Skating-Technik. Für mich ist der Sport einzigartig und nicht jeder kann in dem Sport bestehen. Man braucht auf jeden Fall Motivation, Ehrgeiz, Biss und auch eine Portion Talent, um ganz oben in der Weltspitze ankommen zu können. Man ist die meiste Zeit auf sich alleine gestellt. Dennoch gibt es auch Teamevents wie den Teamsprint oder die Staffel. Teamgeist ist hier also auch entscheidend. Alles in allem ist Langlauf einfach ein geiler Sport.

Interview: Ronny Knoll