„Das größte Geschenk ist meine Familie“

Olympiasieger, Weltmeister, Familienmensch: Skelton-Profi Christopher Grotheer (BRC Thüringen) genießt die Feiertage in Familie. Fotos: privat

Christopher Grotheer ist kein Mann großer Worte. Vielmehr lässt der bodenständige Skeleton-Olympiasieger und siebenfache Weltmeister Leistung sprechen und tankt die dafür nötige Kraft – auch zu Weihnachten – im Kreise seiner Liebsten.

Oberhof/Erlau – Wenn Christopher Grotheer nach einer langen Reise, die ihn in den kalten Monaten auch nach Asien und Amerika führt, zurück nach Hause kehrt und ihm Frau Mary-Ann und Töchterchen Elsa (2) in die Arme fallen, herrscht ein Moment der Ruhe. Genau jene Ruhe und Entschleunigung, die der 32-Jährige – insbesondere in seiner neuen Wahlheimat Erlau, ein Ortsteil des Südthüringer Städtchens Schleusingen – so liebt.

In genau jenem Moment erahnt man nicht, dass der Athlet des BRC Thüringen, der privat so bodenständig und bescheiden ist, zu Deutschlands schnellsten und erfolgreichsten Wintersportlern zählt. Mit bis zu 145 Kilometern pro Stunde bezwingt der siebenfache Skeleton-Weltmeister die Eiskanäle dieser Welt – Kopf voran, versteht sich. „Wenn ich am Streckenrand stehe und sehe, wie meine Kollegen durch die Bahn rauschen, bin ich selbst immer wieder baff. Manchmal kann ich gar nicht hinschauen“, gesteht Grotheer, der sich in Peking 2022 zum ersten deutschen Skeleton-Olympiasieger krönte.

Wenn er jedoch selbst an den Start geht, den knapp 45 Kilogramm schweren Skeleton-Schlitten explosiv beschleunigt und diesen bäuchlings und mit Topspeed ins Tal manövriert, ist von Furcht oder Angst nichts zu spüren. Im Gegenteil. „Er verfügt über ein unfassbares Fahrgefühl, das es so wohl kein zweites Mal gibt“, sagt Heim-Coach Alexander Rödiger.

Und dieses Fahrgefühl stellte Christopher Grotheer in der laufenden Weltcup-Saison gleich mehrfach unter Beweis. Und wie. Vier Rennen, vier Siege – so lautete die makellose Bilanz, die nach dem Doppel-Weltcup im südkoreanischen Pyeongchang sowie den Weltcups in Peking (China) und Altenberg zu Buche standen.

Umso bitterer, dass der Seriensieger bei der fünften Weltcup-Station im lettischen Sigulda nicht etwa von der starken internationalen Konkurrenz ausgebremst wurde, sondern von einem Faserriss im Adduktoren-Bereich. Ein Ausfall, der insbesondere mit Blick auf den avisierten Gewinn des Gesamtweltcups sowie die nahezu fehlerfrei performenden Briten Marcus Wyatt und Matt Weston äußerst schwer wiegt.

Regionaler Zusammenhalt

Nach der vorzeitigen Rückkehr aus Lettland und weiterführenden medizinischen Untersuchungen in Erfurt, steht für den gebürtigen Harzer nun Regeneration in seiner neuen Heimat an. „Seit 2021 wohnen wir in Erlau und hätten uns auch keinen besseren Ort wünschen können. Wir sind sehr herzlich aufgenommen worden und fühlen uns dort sehr wohl. Auch die Veranstaltungen, die nach dem Olympiasieg oder der WM für mich auf die Beine gestellt wurden, waren unglaublich und einfach Gänsehaut pur“, sagt Grotheer.

Und damit nicht genug: Nachdem sich kurz vor Saisonbeginn ein wichtiger Sponsor aus dem Bob- und Skeletonsport verabschiedete, sind es heimische Partner, die ihn kurzerhand unterstützen. „Mit F-Tec Elektrotechnik aus Altendambach habe ich jetzt einen großartigen Partner auf Augenhöhe an meiner Seite. Wie bei der Prachtregion, der Regionalmarke des Landkreises Schmalkalden-Meiningen, ist es der regionale Aspekt, der diese Zusammenarbeit und Unterstützung umso wertvoller macht“, so der amtierende Olympiasieger.

Der absolute Grundstein für den sportlichen sowie persönlichen Erfolg ist und bleibt für Christopher Grotheer jedoch der Rückhalt in der eigenen Familie: „Das größte Geschenk ist meine Familie. In der Saison vermisse ich meine zwei Mädels extrem. Ich bin meiner Frau Mary-Ann aber auch umso dankbarer, dass sie mir den Rücken freihält, damit ich den Sport ausüben kann. Es ist großartig, eine solch tolle Frau an meiner Seite zu haben.“

Und genau jene junge Frau war und ist es, die ihren Christopher immer wieder aufs Neue motiviert. „Nach der letzten Saison bin ich in ein kleines Loch gefallen und habe überlegt, einen Schlussstrich zu ziehen, um dann auch mehr bei der Familie zu sein“, gesteht Grotheer und ergänzt: „Aber Mary-Ann hat mir in die Augen geschaut und erkannt, dass ich mit dem Sport noch nicht abgeschlossen habe.“

Das übergeordnete Ziel heißt seither Olympische Winterspiele 2026: „Natürlich möchte ich auch bei den nächsten Rennen und den Weltmeisterschaften in Lake Placid um Medaillen mitfahren. Das ganz große Ziel bleibt jedoch, dass ich für die Saison 2025/26 nochmal alles aus meinem Körper raushole, um bei den Spielen nochmal aufs Podest zu steigen.“

Zunächst wollen Christopher Grotheer und Familie jedoch die Weihnachts-Feiertage im südthüringisches Erlau genießen, ehe ab dem 3. Januar 2025 in Winterberg – nach hoffentlich ausgeheilter Adduktorenverletzung und dann vor den Augen seiner Liebsten – wieder der rasante sportliche Alltag und die Jagd nach Weltcup-Punkte beginnt. (rk)