Der Rennsteig als Zugpferd

DSV-Langlauf-Wochenende 2021 in Oberhof.
Laufen, Gleiten, Rollen: Die zentrale Leistungskontrolle in Oberhof offenbarte einmal mehr eindrucksvoll, was die Faszination Skilanglauf ausmacht. Fotos: Christian Heilwagen

Die Thüringer Langlauf-Asse Victoria Carl und Thomas Bing triumphieren nach ihrem Erfolg beim LOTTO Thüringen Skihallensprint auch über 17 Kilometer auf Asphalt. Unterdessen nährt die aktuelle DSV-Planung eine neue Weltcup-Hoffnung im Thüringer Wald.

Oberhof – Das lange Wettkampf-Wochenende der deutschen Skilanglauf-Elite in Oberhof endete, wie es begonnen hatte: Mit einem Thüringer Doppelsieg. Nach ihren Auftakterfolgen beim LOTTO Thüringen Skihallensprint am Freitag, demonstrierten Victoria Carl und Thomas Bing beim Rennsteig-Rollskilauf auch auf Asphalt eine bemerkenswerte Frühform. Lediglich 47:39,4 Minuten benötigte Bing für die 17 Kilometer von Gräfenroda nach Oberhof in der klassischen Technik, während Victoria Carl mit einer Zeit von 54:29,7 Minuten die Frauen-Konkurrenz dominierte.

Mit Antonia Fräbel (WSV Asbach | +49,2 sec.) auf Rang zwei und Katherine Sauerbrey (SC Steinbach-Hallenberg | +1:47,8 sec.) als Vierte wussten – wie beim traditionsreichen Crosslauf am Samstag – zwei weitere Sportlerinnen aus dem Freistaat zu überzeugen. „Aus sportlicher Sicht dürfen wir mit dem Wochenende durchaus zufrieden sein, da es bei den persönlichen Bestleistungen einige Verbesserungen gegeben hat und das war nach den leistungsdiagnostischen Tests noch nicht unbedingt zu erwarten“, sagt Bundestrainer Peter Schlickenrieder.

Neues Streckenformat geplant

Doch nicht nur der Leistungssport stand während der zentralen Leistungskontrolle des Deutschen Skiverbandes (DSV) im Fokus, wie die Teilnahme zahlreicher Breitensportler am Rollskilauf offenbarte: „Allein anhand des Rollskilaufes sieht man das Potential, auch ohne Schnee für unsere Sportart werben zu können. Der Rennsteig ist dabei natürlich ein zusätzliches Zugpferd“, so Schlickenrieder weiter.

Ein Zugpferd, auf das auch Andreas Schlütter in Zukunft verstärkt setzen will. „Wir wollen die ambitionierten Freizeitsportler, die immer mehr werden, für dieses Format begeistern. Dafür ist es jedoch wichtig, die Distanz zu vergrößern. Das Ziel soll es sein, die größte Rollski-Veranstaltung in Mitteleuropa auf die Beine zu stellen. Dabei schwebt uns ein Lauf von Masserberg nach Oberhof vor, der dann entlang des Rennsteigs durch vier Landkreise führen würde“, sagt der Sportliche Leiter Skilanglauf des DSV, der für das facettenreichen Wettkampf-Wochenende am Rennsteig auch wieder verstärkt ein internationales Starterfeld gewinnen möchte.

Ob im Freistil sprintend über Schnee, per pedes durch den Thüringer Wald oder klassisch via Skiroller auf Asphalt – in Oberhof offenbarte sich einmal mehr die Vielfalt einer Sportart, die den Grundstein für sämtliche Ski-Nordisch-Disziplinen bildet. „Unser Sport hat eine große Bandbreite und Oberhof ist für unsere Sportart definitiv einer der wichtigsten Standorte. Wir finden hier Strukturen vor, die es weltweit kein zweites Mal gibt“, sagt Schlickenrieder und ergänzt: „Bei allem Baufortschritt und Neuerungen müssen wir hier jedoch auch aufpassen, nicht in eine Art Überorganisation zu verfallen. Diese macht den Sport langsam, da hilft die beste Infrastruktur nichts.“

Den Weltcup im Fokus

Nach einer Regenerations-Woche startet das deutsche Team Ende September in die dritte Vorbereitungsperiode, in welcher der Fokus auf gesteigerten Umfängen und dem Sammeln von Schneekilometern liegt. Mit dem Lavazèjoch für die Herren sowie der Ramsau für die Frauen warten zudem zwei Höhentrainingslager vor dem Start in die olympische Saison und den ersten Weltcup-Rennen in Finnland.

Langlauf-Fans dürfen jedoch auch auf einen Weltcup im Thüringer Wald hoffen. Mit Blick auf das Jahr 2024 sagt Andreas Schlütter: „Wir wollen neben dem gesetzten Weltcup, der in Oberstdorf im Rahmen der Tour de Ski stattfindet, einen zweiten Weltcup in Deutschland etablieren. Bei den nächsten FIS-Sitzungen werden wir den Hut in den Ring werfen, um Oberhof hier und mit Blick auf die Saison 2023/24 zu positionieren.“ Mit Blick auf die im Zuge der Biathlon-WM 2023 umfangreich modernisierte LOTTO Thüringen ARENA am Rennsteig ein Vorhaben, das im wintersportbegeisterten Thüringer Wald und bei allen Ski-Nordisch-Fans auf viel Gegenliebe stoßen dürfte. (rk)


ERGEBNISSE


3. RENNSTEIG ROLLSKILAUF

Frauen, 17 km:

  1. Victoria Carl (SC Motor Zella-Mehlis) | 54:29,7 min.
  2. Antonia Fräbel (WSV Asbach) | +0:49,2
  3. Laura Gimmler (SC Oberstdorf) | +1:23,9
  4. Katherine Sauerbrey (SC Steinbach-Hallenberg) | +1:47,8
  5. Katharina Hennig (WSC Erzgebirge) | +2:08,0
  6. Pia Fink (SV Bremelau) | +3:04,8
  7. Lisa Lohmann (WSV 05 Oberhof) | +3:38,4
     

Männer, 17 km:

  1. Thomas Bing (Rhöner WSV) | 47:39,4 min.
  2. Jonas Dobler (SC Traunstein) | +0:42,7
  3. Janosch Brugger (WSG Schluchsee) | +1:10,7
  4. Lucas Bögl (SC Gaißach) | +2:07,4
  5. Andreas Katz (SV Baiersbronn) | +2:19,0
  6. Philip Rüger (WSC Erzgebirge) | +2:30,7
  7. Paul Gräf (WSV Asbach) | +2:33,2
  8. Jan-Friedrich Doerks (SWV Goldlauter) | +2:59,4             

 

CROSSLAUF | DEUTSCHLANDPOKAL

Frauen, 5 km:

  1. Pia Fink (SV Bremelau) | 17:28,4 min.
  2. Antonia Fräbel (WSV Asbach) | +0:17,5
  3. Katherine Sauerbrey (SC Steinbach-Hallenberg) | +0:41,4
  4. Katharina Hennig (WSC Erzgebirge) | +0:41,8
  5. Germana Thannheimer (SC Oberstdorf) | +0:44,2
  6. Sofie Krehl (SC Oberstdorf) | +0:56,7
  7. Lara Dellit (WSV Asbach) | +1:13,3
  8. Lisa Lohmann (WSV 05 Oberhof) | +1:19,0
     

Männer, 10 km:

  1. Lucas Bögl (SC Gaißach) | 32:15,4 min.
  2. Florian Notz (SZ Römerstein) | +0:22,5
  3. Friedrich Moch (WSV Isny) | +0:30,5
  4. Marcel Bräutigam (Rennsteiglaufverein) | +0:41,9
  5. Janosch Brugger (WSG Schluchsee) | +1:02,9
  6. Florian Winker (SSV Spaichingen) | +1:05,7
  7. Jan-Friedrich Doerks (SWV Goldlauter) | +1:38,1