Oberhof/Oberstdorf – Nein, an das letzte Weltcup-Springen im slowenischen Planica erinnert sich Luisa Görlich nicht wirklich gern zurück. Zu groß waren nach der Landung im zweiten Trainingssprung die Schmerzen im rechten Knie, zu niederschmetternd die darauffolgende Diagnose: Kreuzbandriss! „Ich habe direkt bei der Landung gemerkt, dass mein Knie nachgibt. Die Schmerzen im Auslauf waren höllisch“, blickt die 25-Jährige auf das Skisprung-Finale Ende März zurück.
Besonders bitter: Das Springen von der Normalschanze in Slowenien wurde kurzfristig für die besten 30 Springerinnen in das Weltcup-Programm integriert. Eigentlich hätte die Saison bereits eine Woche zuvor und somit Mitte März enden sollen. „Zum Glück war unser Teamarzt Florian Porzig mit vor Ort, der sich in Rekordzeit um alles gekümmert hat“, sagt Görlich, die sich bereits vor sechs Jahren eine Kreuzbandverletzung zuzog. „Vor sechs Jahren hatte ich einen Kreuzbandriss im anderen Knie. Damals hat es jedoch eine ganze Zeit gedauert, bis die Verletzung überhaupt diagnostiziert und schließlich operiert wurde. Diesmal lag ich nach nicht einmal 17 Stunden in München auf dem OP-Tisch. Ich hatte eigentlich gar keine Zeit für negative Gedanken, sondern bin im Wissen aufgewacht, dass ich bereits wiederhergestellt bin.“
Und auch der anschließende Heilungsprozess stimmt die zielstrebige DSV-Athletin sowie Neu-Bundestrainer Heinz Kuttin optimistisch. „Die Beugung funktioniert recht gut, die Kniestreckung problemlos. Wenn jetzt alles gut läuft, das Knie mitspielt, die Reha und das Aufbautraining gut verlaufen, dann ist es nicht unrealistisch, dass ich bis Ende Dezember wieder auf die Schanze komme“, so die athletische Team-Weltmeisterin des Vorjahres, die neben dem Leistungssport Psychologie studiert und das Reha-Programm planmäßig nach Pfingsten in der Bad Endorfer Simssee Klinik aufnehmen wird.
Neues Körperbewusstsein
Einen Schritt näher am Comeback ist indes DSV-Teamkollegin Pauline Heßler, die gemeinsam mit Görlich das Skispringen beim WSV Lauscha erlernte. Die ebenfalls 25-Jährige musste die Vorsaison bereits kurz nach dem Jahreswechsel beenden. Grund dafür waren anhaltende Rückenschmerzen und ein daraus resultierender Bandscheibenvorfall. „Die Rückenprobleme begleiten mich seit knapp zwei Jahren. Es entwickelte sich jedoch erst zum Bandscheibenvorfall, so dass eine Operation unumgänglich war. Die OP verlief allerdings sehr gut, so dass die betroffenen Nervenbahnen jetzt wieder frei liegen“, sagt Heßler.
Im Medical Park St. Hubertus am Tegernsee stand für Pauline Heßler zuletzt ein umfangreiches Rehabilitationsprogramm an. „In der Reha habe ich viel neuen Input bekommen und erfahren, dass selbst eine Wassertherapie extrem anstrengend sein kann“, sagt Pauline Heßler rückblickend und ergänzt: „Der Verletzung kann ich allerdings auch Positives abgewinnen, da ich meinen Körper anders und neu kennengelernt habe und gewisse Punkte jetzt differenziert ansteuern kann. Erst durch Rückschläge, kann man gewisse Dinge besser schätzen. Es lohnt sich zu kämpfen.“
Blick nach vorne
Im deutschen Team fiebert man der Rückkehr des Thüringer Gespanns sehnsüchtig entgegen. „Ich denke, Luisas und mein Ansporn ist es, bestmöglich und vor allem gesund zurückzukommen, um als Lauschaer Doppelpack dann auch wieder im Weltcup anzugreifen“, sagt Pauline Heßler, die ihr Aufbautraining in der Heimat und dem Thüringer Wintersportzentrum Oberhof fortsetzen wird.
Und auch Luisa Görlich zeigt sich bereits wieder kämpferisch: „Wir haben ein tolles Teamgefüge, das hilft in solchen Phasen ungemein und motiviert. Auch mit Pauline tausche ich mich viel aus. Wir sprechen dabei über alles Mögliche, allerdings nicht über die Verletzungen. Schließlich geht unser Blick nach vorne.“ (rk)