Ein Ausnahmestadion für Weltklasseleistungen

Die Geschichte des „Kessels“ von 1981 bis heute

Die Geschichte der LOTTO Thüringen ARENA am Rennsteig  reicht bis in die 1980er Jahre zurück. Zu Beginn dieser rückten Biathleten mit ihren Weltklasseleistungen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Als dann auch noch Frank Ullrich 1980 Olympiasieger wurde, wuchs die Idee für ein Biathlonstadion. Das damalige Ministerium für Nationale Verteidigung veranlasste den Bau. In Oberhof sollte eine moderne Trainings- und Wettkampfstätte entstehen, die den Sportlern optimale Trainingsbedingungen bietet – ein Stadion, in dem nationale und internationale Wettkämpfe ausgetragen werden können.

Erstes Ziel war die Ausrichtung der Armeespartakiade 1983. Bis 1982 wurden zunächst die Gebäude, später die Skirollerstrecke und der Schießplatz fertiggestellt. Auf dem Schießstand wurden erstmalig in der Biathlongeschichte eine feste Blendenanlage aufgebaut. Alle 32 Schießbahnen wurden wechselnd mit Papierscheiben und mit in der DDR entwickelten Klappscheiben bestückt. Nach der erfolgreichen Armeespartakiade 1983 fand 1984 der erste Biathlon-Weltcup im Stadion statt. Der Biathlonsport erlebte durch die Erfolge von Frank Ullrich, Antje Misersky, Simone Greiner-Petter-Memm, Mark Kirchner, Frank Luck und Sven Fischer eine ungeahnte Popularität. Die Begeisterung der Fans und die einmalige Atmosphäre im „Kessel“ am Grenzadler ließen Oberhof zu einem Mekka des Biathlonsports werden. 1992 wurde nach knapp zehn Jahren umgebaut und modernisiert.

1998 bekam Oberhof den Zuschlag, die Biathlon Weltmeisterschaften 2004 auszutragen. Ein neues Stadion musste her, das den internationalen Anforderungen gerecht wird. Der Komplettumbau des Stadions war beschlossene Sache. Ein gigantisches Umbauprojekt begann. Der erste Spatenstich wurde im Mai 2001 gesetzt. 130.000 Kubikmeter Erdreich mußten bewegt werden, 2.000 Kubikmeter Transportbeton wurden verbaut und 340 Tonnen Stahl verarbeitet. Die Skistrecken wurden mit gut 10.000 Quadratmeter Bitumendecke verbreitert. Das alte Regiegebäude musste einer neuen, modernen Anlage weichen. Es versperrte bis dahin den freien Blick auf die Wettkämpfe. Mehr als 8.000 Zuschauer haben jetzt auf der neuen Tribüne Platz – sie ist 105 Meter lang und bietet einen hervorragenden Blick auf den Start-, Zielbereich, die Schießanlagen und die Strafrunde. Je nach Anlass kommen zusätzlich mobile Tribünen zum Einsatz, auf denen noch einmal bis zu 4.000 Leute Platz haben. Die erste Feuerprobe hatte die neue Anlage beim Biathlon-Deutschlandpokal im Dezember 2002 bestanden.

Die Biathlon-WM 2023 vor Augen

Im November 2013 wurde ein Wasser-Speicherteich in Betrieb genommen, um die Bedingungen für die künstliche Schneeproduktion zu optimieren. Der See hat auch einen Namen („Wolfgangsee“) und Pate stand der langjährige Oberhofer Weltcup-OK-Chef Wolfgang Filbrich. Seit Oktober 2015 verfügt die ARENA am Rennsteig zudem über ein Schneedepot. Dort können 12.500 Kubikmeter der weißen Pracht gelagert werden. Das garantiert Schneesicherheit, die Möglichkeit für beste Streckenpräparationen und damit die Durchführung von Wettkämpfen auch bei schwierigen Wetterbedingungen.

Im Dezember 2014 wurde das Multifunktionsgebäude (Rennsteighaus) am Grenzadler fertiggestellt. Bei den Wettkämpfen in der LOTTO Thüringen ARENA am Rennsteig ist dort das Medienzentrum und die Sportlerversorgung untergebracht. Außerdem beherbergt es die Geschäftsstelle des Thüringer Skiverbandes und die WSRO-Skisport GmbH. Das Streckennetz rund um die Arena ist seit dem Weltcup im Januar 2015 um eine Attraktion reicher. Da feierte ein neuer Streckenabschnitt seine Premiere. Am Eingang der Zielgeraden entstand im Zuge von Umbauarbeiten ein kurzer, knackiger Anstieg zum neuen Speicherteich. Die Strecke führt weiter unterhalb von diesem entlang und über eine Abfahrt in Richtung Zielgeraden weiter ins Stadion. Das den damaligen Weltcup übertragende ZDF forderte die Zuschauer auf, Vorschläge für einen Namen für den Streckenabschnitt zu finden. Letztlich fiel die Wahl auf den Namen „Henkel-Schleife“ – eine Reminiszenz an die zweimalige Olympiasiegerin und achtmalige Weltmeisterin Andrea Henkel aus Großbreitenbach. Außerdem gibt es seit 2016 neben der kleinen und der großen Sägespänerunde noch eine mittlere Sägespänerunde.

Im Verlauf des Jahres 2016 erfolgte der grundhafte Ausbau des Teamareals. Neben den Containern und Trucks für die Skitechniker befindet sich während des Weltcups dort auch der TV-Compound der übertragenden Fernsehanstalten. Das Areal wird im Sommer als Caravan-Stellplatz genutzt. Somit ergibt sich für Oberhof und die Region auch ein touristischer Mehrwert über den Biathlon-Weltcup hinaus. In den vergangenen Jahren wurden weitere Verbesserungen an der Infrastruktur im und um das Stadion herum realisiert. Und auch in den kommenden Jahren wird sich am Grenzadler viel bewegen. Im Hinblick auf die Biathlon-Weltmeisterschaft 2023 wurde die LOTTO Thüringen ARENA am Rennsteig umfangreich umgebaut und modernisiert. Die Sanierungs- und Modernisierungsphase (09/2019 - 09/2022) war dabei maßgeblich von der 2020 aufkommenden Corona-Pandemie sowie den Auswirkungen des Ukraine-Krieges geprägt. Pandemiebedingt mussten die Weltcups 2021 sowie 2022 (erstnals) ohne Zuschauer vor Ort ausgetragen werden. Globale Lieferengpässe erschwerten den baulichen Ablauf zudem.

Allen Wirren und Herrausforderungen zum Trotze konnte die Biathlon-WM 2024 in einer der modernsten Wintersportstätten und vor Live-Publikum (!) ausgetragen werden. Mit dem Biathlon-Weltcup, dem Langlauf-Weltcup sowie den Special Olympics Nationale Spiele warten zu Beginn des Jahres 2024 die nächsten sportlichen Höhepunkte in der nunmehr bis zu 27.500 Zuschauer fassenden Sportstätte.