Skispringen in Oberhof - eine Symbiose der besonderen Art

Weiter, immer weiter - trotz so mancher Rückschläge

Die Großschanze im Oberhofer Kanzlersgrund war einst die größte Schanze in der ehemaligen DDR. Sie wurde im Zeitraum 1959 bis 1961 errichtet. Dem Bau lag ein Beschluss der DDR-Führung zugrunde, die den heimischen Sportlern optimale Trainingsbedingungen für die anstehenden Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele ermöglichen wollte. Am 09. Januar 1962 ging der Zella-Mehliser Alfred Brett­schneider als erster Springer über den 90-Meter-Bakken. Die ersten offiziellen Rekorde wurden bei der Meisterschaft 1964 aufgestellt. Dieter Neuendorf und Dieter Bokeloh (beide ASK Brotterode) sprangen 111,5 Meter. Ab 1965 bis 1989 fanden im Zweijahresrhythmus die "Internationalen Oberhofer Skispiele" statt, bei denen sich die Weltelite am Rennsteig traf. Die Schanze wurde im Sommer 1979 mit Matten belegt. In den Folgejahren wurde alljährlich ein internationaler Mattensprunglauf ausgetragen.

Von 1984 bis 1987 wurde dann der Bau der Normalschanze vorgenommen, die ebenfalls mit Aufsprunghang-Matten belegt wurde. Es wurde erstmals eine Keramikspur für den Sommer- und eine Eisspur für den Winterbetrieb im Anlauf integriert. Die 90-Meter-Anlage ersetzte die in die Jahre gekommene Thüringenschanze am Wadeberg.

Der K-Punkt der Großschanze wurde 1986 indes auf 116 Meter geändert. Der erste Skisprung-Weltcup vor 35.000 Zuschauern fand 1989 in Oberhof statt, musste allerdings witterungsbedingt von der Groß- auf die Normalschanze verlegt werden. Weitere Weltcups vor bis zu 40.000 Zuschauern wurden im Kanzlersgrund 1991, 1995 und 1998 ausgetragen. Der Aufsprunghang und Schanzentisch der Großschanze wurden 1994/95 umgebaut und die Matten erneuert. Ein Jahr später machte erstmals der Sommer Grand Prix auf der modernsten Mattenschanze der Welt in Oberhof Station, ebenso 2006 und 2007.

1998 wurde die Großschanze nach Hans Renner benannt, der mit der Erfindung der Plastikmatten das Springen ohne Schnee und Eis revolutionierte. Lediglich ein Jahr später entzog der Weltverband FIS das Schanzenzertifikat, da die Anlage im Aufsprung mit 39,2° zu steil war. Das Aus der Großschanze „Hans-Renner“ stand kurz bevor, doch schließlich konnten die nötigen 1,2 Mio. Euro finanziert werden. Der Aufsprunghang wurde bis zum Sommer 2000 angepasst, wodurch sich die Juryweite von 133 auf 140 Meter erhöhte.

Aus Zwei mach Eins

Im November 2011 wurde die Modernisierung des Aufsprunghangs der Großschanze, sowie eine komplette Sanierung und Vergrößerung der Normalschanze auf HS 100 beschlossen. Im Frühjahr 2013 begannen die Umbauarbeiten. Die Normalschanze (K90) wurde abgerissen und komplett neu gebaut. Beide Schanzen erhielten einen modernen Anlauf aus Keramikmaterial, der im Winter gekühlt werden kann und dann über eine Eisspur verfügt. Außerdem wurden die Ausläufe beider Schanzen zu einem Aufsprunghang verbunden, der durch Mattenbelegung eine ganzjährige Nutzung ermöglicht.

Am 13. Oktober 2014 absolvierte Philipp Blaurock mit 101 Metern den ersten Sprung auf der neuen „Rennsteig-Schanze“ (HS 100). Die „Hans-Renner-Schanze“ (HS 140) wurde im Juli 2015 fertiggestellt und durch Juliane Seyfarth mit einem 114-Meter-Sprung eingeweiht.

Im September 2018 erfolgte die Fertigstellung des neuen Kampfrichterturmes, dessen Fassade aus dreifarbigen, zum Teil gerundeten Steckfalzpaneelen eine gelungene Einheit mit dem Design der Normalschanze darstellt. 2019 erhielt die moderne Konstruktion den Thüringer Staatspreis für besondere Ingenieurleistungen. Seit dem Frühjahr 2020 sorgen zudem zwei moderne und stattliche 35 Meter hohe Flutlichtmasten für die perfekte Ausleuchtung der beeindruckenden Anlage.