Medaillenschmiede Rennschlitten- und Bobbahn Oberhof

Ein halbes Jahrhundert Tradition und Erfolge

Die traditionsreiche Rennschlitten- und Bobbahn am Oberhofer am Grenzadler kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Allerdings war sie nicht die erste Bahn, die in Oberhof für Furore sorgte. Die allererste Eisrinne wurde von wagemutigen Piloten bereits im Jahre 1905 bezwungen. Mit der legendären Wadeberg-Bobbahn wurde drei Jahre später die erste Bahn in Betrieb genommen, die Oberhof recht schnell in aller Welt bekannt machen sollte. Die Anlage mit einer Länge von – passend zum Baujahr – 1908 Metern wies sich durch ein maximales Gefälle von zwölf Prozent aus. Der elektrische Schlitten- und Personenaufzug sowie die elektrische Zeitnahme waren in dieser Zeit revolutionär. Durch den Bau weiterer Bob- und Rodelbahnen konnte der hohe Zulauf und die daraus resultierend Trainingsintensität der verschiedensten Vereine abgedeckt werden. Die kleine Stadt am Rennsteig stieg zum Zentrum des deutschen Renn- und Bobsport auf. 1931 fanden am Wadeberg die Weltmeisterschaften im Zweierbob statt. Die Rennen auf der Anlage zogen bis zu 40.000 Zuschauer an. Ende der 1960er Jahre wurde die altehrwürdige Anlage jedoch als nicht mehr zeitgemäß bewertet, die jährlichen Aufbauarbeiten der Natureisbahn war – nicht nur wetterbedingt – mit immensem Aufwand verbunden. Nachdem in Königssee 1969 die erste Kunsteisbahn eröffnet wurde, reifte auch im Osten des Landes die Idee, eine künstlich zu vereisende Bahn zu errichten.

Am 8. April 1969 beschloss das Politbüro des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) die Entwicklung des Leistungssports bis zu den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo in allen Sportarten. Um den Athleten bestmögliche Trainingsbedingungen für das bevorstehende Großereignis zu bieten, wurde schließlich der Bau einer Kunsteisbahn beschlossen. Vorgesehen waren eine natürlich zu vereisende Rennschlittenbahn in Oberwiesenthal und eine künstlich zu vereisende Bahn in Oberhof, dem Zentrum des Wintersports in der DDR. Die Kosten spielten hierbei nur eine untergeordnete Rolle.

1970 wurde mit den Erd- und Erschließungsarbeiten begonnen. Erste Vereisungsversuche folgten im Frühjahr 1971, ehe im Dezember der erste Oberhofer Wettkampf auf einer Kunsteisbahn absolviert werden konnte. Die Oberhofer Rennrodel- und Bobbahn (RSBO) war geboren. 1973 folgte die erste Rennrodel-Weltmeisterschaft auf Oberhofer Boden. Im Januar 1974 der erste Bob-Wettkampf auf Kunsteis.

Weltmeisterschaften treiben Modernisierung voran

Mit Blick auf die Weltmeisterschaft 2008 wurde die Bahn erstmals umfangreich modernisiert. Maßnahmen waren unter anderem die Verlängerung der Bremsstrecke, der Neubau des Herrenstarts, des Damenstarts und Wiegehauses sowie die Kurvenprofil-Anpassung in Kurve 7. Die Bahn auf den Höhen des Thüringer Waldes gilt jeher als eine der anspruchsvollsten Kunsteisrinnen weltweit. Der erste Para-Sport Weltcup Bob fand im Jahr 2017 statt.

Der jährlich stattfindende Rennrodel-Weltcup gilt als wahrer Zuschauermagnet und lockt Jahr für Jahr tausende begeisterte Fans und Zuschauer an die 1354,5 Meter lange Bahn und Millionen vor die heimischen TV-Geräte. Neben den faszinierenden Weltcup-Rennen - die seit 1983 kontinuierlich in Thüringens Wintersporthochburg stattfinden - hat sich die traditionsreiche Oberhofer "Kunsteisrinne" im Laufe der Jahre zum absoluten Trainings- und Wettkampf-Hotspot für die nationale und nicht zuletzt internationale Kufen-Elite gemausert. Bemerkenswert: Über 30.000 Abfahrten stehen jährlich (!) allein in der Wintersaison (Vereisung von Oktober bis Februar) zu Buche - eine Auslastung von nahezu 100 Prozent, die der "alten Dame" einiges abverlangt.

Für die Rennrodel-WM 2023 wird die Anlage, die seit Beginn des Jahres 2020 den Namen LOTTO Thüringen EISARENA Oberhof trägt, umfangreich saniert und nachhaltig modernisiert. Nach 1973, 1985 und 2008 wird Oberhof dann vom 23. - 29. Januar 2023 zum vierten Mal Gastgeber für Rennrodel-Weltmeisterschaften sein.